Montag, 3. Oktober 2011

durcheinandervoegelndes prenzelpack,

dachte ich hinterher und spuerte doch, es ist noch nicht alles gesagt. laengst nicht alles ist gesagt, und ich wuerde bloggen muessen, kein realer gegenueber haette die ausdauer, das mit anzuhoeren, und wuerde es auch kaum verstehen.

der deutsche film ist in der krise, verstrickt irgendwo zwischen schuld und stil und jener progressiv gemeinten regression, die unter perfide gepflegten hornbrillen und geheimratsecken das schlimmste aus 150 jahren deutscher geschichte wiederbelebt. schwochow und tykwer, um nur zwei vorzeige uebeltaeter zu nennen.

letzterer, unter des seligen eichingers taetschelnder hand und einigen millionen foerdergeldern mit 'das parfum' zu oskars gelangt, vergisst die grundlage ernsthaften handelns: die frage, was will ich erreichen. kein oskar der welt entbindet dich davon: was du zeigst wirkt, und diese wirkung verantwortest du, vom einfachen farbfilter bis zum entsetzlichst versauten satzmonster und grotesker selbstinszenierung deiner schauspieler bis zu laecherlichen berlineinstellungen, die sich an sich selbst verueberfluessigende kleinkuenstler sonst auf kacheln und leinwand drucken und auf den flohmaerkten und ansichtskarten verschleudern.

das alles verantwortest du mit deinem film: eine falsche, gestellte, gespielte, gelogene wirklichkeit, die nur jenen vertraut sein kann, die die cafes bevoelkern zwischen mauerpark und kollwitzkiez, selbstverliebt und tragisch verkannt. die zwischen schauspielerei und leben nicht mehr unterscheiden koennen, die sich noch im halbschlaf fragen, welche pose sie gerade einnehmen und ob sie die gewuenschten blicke auf sich ziehen. die ihre tagesform darin ausdruecken, zu welchem ausmaß sie das -en am wortende als gebundenes n sprechen.

ich bin froh, dass ich den film nicht im kino sah: tom tykwer - drei. sich eruebrigende ethikfragen, spaetgebaerendentrend, patchworkfamilientum verpantscht mit union berlin und den koerperwelten, ein bisschen tod, ein bisschen sex und viel schwachsinniges gerede: wie gesagt, ein oskar entbindet dich nicht von der verantwortung, die wirkung des gezeigten zu vertreten.

was soll man nun denken: im ueberbelichtet realitaetsfremden biotop der prenzelelite entdecken die menschen ihre tiefe trauer, die selbst ihre restlos ausgelebte kreativitaet nicht lindern kann, sie fuehlen sich einsam, unbefriedigt und wissen nicht wieso, sie haben doch immer gemacht, wie mama sagt. geld macht nicht gluecklich, wenn der sex nicht mehr laeuft, und wenn man mal hodenkrebs kriegt, muss man komplett fehlbesetzt seine hohe stirn ins portrait halten, unten ein bisschen grinsen, oben ein bisschen leiden.

kollege schwochow folgte schon in 'novemberkind' aehnlichen vorsaetzen, und leistete sich einen aehnlich fehlbesetzten maennlichen protagonisten wie tykwer, welcher einzig durch seine befremdlich tiefe stimme beeindruckte, erst den (tragisch gescheiterten) frauenversteher gab, dann an anna marie muehe herumgrabschte, und sonst aussah wie einer castingshow fuer vintage schwuchteln entlaufen.

selbstmitleid, verzerrte farbspiele, die der zwischenmenschlichen einoede auch nicht gerecht werden, schauspieler, die ihre bloße erscheinung als kunstwerk begreifen, regisseure, die nichts verwirklichen koennen außer sich selbst. der deutsche film ist in der krise, er leckt sich die wunden und macht den eiter zu geld. dass man filmisch reflektiert, indem man einfach mal zeigt, was ist, dass man drehbuecher den koepfen einfacher leute und nicht den wohlstandssorgen einer kulturelite entnimmt, dass man dem publikum ueber den roten teppich hinaus verpflichtet bleibt: ach, lassen wir das.

wie man hoert, dreht frau muehe einen, sicher sehr tiefgruendigen porno, schwochow verfilmt unterdessen 'der turm'. man darf sich also angeregt durchs haar fahren in den prenzelbars, durcheinandervoegeln, weiterdiskutieren. filmte einer, wie es wirklich aussieht in den koepfen, man muesste in die popcornmaschine kotzen.

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